Langzeitforschungsprogramm
Die Entstehung des Langzeitforschungsprogramms: Ergebnisse einer DFG-Studie zu Plänen und Handlungsstrategien im Unterricht
Das Langzeitforschungsprogramm begann mit einer unerwarteten Entdeckung im Rahmen einer von Angelika C. Wagner geleiteten DFG- Studie (1976-1982) an der Pädagogischen Hochschule Reutlingen. Ziel der Studie war es, erfolgreiche Pläne und Handlungsstrategien von LehrerInnen und SchülerInnen im schülerorientierten Unterricht zu untersuchen. Zu diesem Zweck entwickelten wir damals die Methode des Nachträglichen Lauten Denkens. Dies war, soweit bekannt, die erste Studie überhaupt, in der Schüler und LehrerInnen gebeten wurde, videobasiert nachträglich zu erzählen, was ihnen in bestimmten Situationen „durch den Kopf gegangen“ war. Eine sorgfältige textanalytische Analyse dieser Erzählungen zeigt, dass in mindestens einem Drittel der untersuchten Situationen das Handeln der Beteiligten durch innere Konflikte („Knoten im Kopf“) beeinträchtigt und vielfach erschwert wurde. Diese inneren Konflikte, so ein weiteres zentrales Resultat, waren eng mit dem Auftreten subjektiver Imperative verbunden; dies führte dazu, dass sich die Gedanken oft im Kreis drehten ohne eine Lösung zu finden („Rumination“ als Folge subjektiver Imperative) (Wagner et al., 1984).
Ziel des darauf aufbauenden Langzeitforschungsprogramm war es, zweierlei herauszufinden: 1.) wie sich dieses Ergebnis erklären lässt und 2.) was sich tun lässt, um solche Konflikte wirksam zu beenden und die damit einhergehenden Affekte (Angst, Ärger, etc.) und Blockaden (Hemmungen) aufzulösen. Nachdem Angelika C. Wagner 1985 einen Ruf an die Universität Hamburg auf die Professur für Pädagogische Psychologie am Fachbereich Erziehungswissenschaft angenommen hatte, begründet sie dort die Forschungsgruppe Introvision und setzte dieses Langzeitforschungsprogramm fort.
Im Rahmen dieses Langzeitprogramms wurden über sechzig empirische Untersuchungen durchgeführt. Eine Auflistung dieser Forschungsprojekte findet sich in Löser (2006), Wagner (2011) und Wagner, Kosuch und Iwers-Stelljes (2016).